Symposion "Hoffnung auf das ewige Leben" (16.-18.03.2014)

"Hoffnung auf das ewige Leben – Kraft zum Handeln heute" war das Thema des 7. Symposiums des Kardinal Walter Kasper Instituts (KWKI) der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV), das von Sonntag, 16. März bis Dienstag, 18. März 2014 in der Aula der PTHV stattfand. Rund 120 Teilnehmer aus Politik und Gesellschaft fanden den Weg in die PTHV, um den Vorträgen namhafter Referenten aus theologischer und philosophischer Perspektive zu folgen.

"Es wird viel über Weltgestaltung und die Verbesserung dieser Welt gesprochen, und die Welt hat das ja wahrlich auch nötig; aber von der kommenden neuen Welt, von Tod und ewigem Leben ist erstaunlich wenig zu hören", stellte Kardinal Walter Kasper in seinem Eröffnungsvortrag "Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? (Ps 42,3) – Eschatologie [die Lehre von den letzten Dingen] als endgültige Gottesbegegnung" fest. "Wenn diese so an Grundfragen des Menschen vorbeigeht, darf sie sich nicht wundern, wenn sie immer weniger auf Interesse stößt." Dieses Verstummen entspreche einer heute weit verbreiteten Einstellung. "Wir versuchen, den Tod zu tabuisieren, ihn zu verschweigen und zu verstecken. Man macht ihn unsichtbar und delegiert ihn an Krankenhäuser, Altenheime und Sterbekliniken", so Kardinal Kasper. "Aufgrund des medizinischen und hygienischen Fortschritts haben wir die Möglichkeit, den Tod immer weiter hinauszuschieben. Dann aber wünschen sich die meisten einen möglichst sanften, schnellen Tod."

Der Tod als Geheimnis des Lebens

Doch wie können wir vom Tod, vom Leben nach dem Tod und von ewigem Leben sprechen, fragt Kardinal Kasper, wenn niemand weiß, wie es hinter der Grenze aussieht? Und: Was ist der Tod? Hier gilt es, die gesamte Dramatik des zu Ende gehenden Lebens in den Blick zu bekommen: "Eine Beziehung wird abgebrochen, nicht nur von Leib und Seele, auch die Beziehung zur Mitwelt", erklärt Kardinal Kasper. Damit stelle der letzte Augenblick auch letzte Fragen nach Sinn und Unsinn des konkreten Daseins. Was ist es um das Leben? Was war es? Was bleibt? Wie kann ein Mensch im Tod bestehen? Gibt es ein Weiterleben, eine Neugeburt, Reinkarnation? Oder geht es Christen nicht vielmehr um eine letztmögliche Begegnung mit dem barmherzigen Gott?

Die Botschaft der Bibel, so Kardinal Kasper lautet, dass die Taten der Liebe das Einzige sind, was wir mitnehmen, mitbringen und vorzeigen können. "Sie sind das Einzige, das am Ende zählt. Alles vergeht, die Liebe bleibt; sie hört niemals auf (1 Kor 13,8). Die Liebe und die Werke der Liebe sind endgültig eingestiftet in den Bestand der Wirklichkeit. In jedem Akt der Liebe tut sich der Himmel auf, bricht das Reich Gottes an." So sei die christliche Hoffnung keine feige Weltflucht, sie halte uns zur Weltgestaltung an. "Gottes- und Nächstenliebe, Gebet und Engagement, Innerlichkeit und Weltsendung gehören zusammen."

Kardinal Kasper kommt in seinem Vortrag zu dem Schluss: "Nichts Gutes wird umsonst getan, keine Träne umsonst geweint und nichts umsonst gelitten sein. Alles wird sein Ende und seine Vollendung finden. Gott wir alles in allem sein und wir werden Gott von Angesicht zu Angesicht schauen und in ihm alle Wirklichkeit durch seine Herrlichkeit verklärt erkennen. Denn wird schalom, ewiger Friede und nicht mehr endende vollendete Freude sein."

Vom Unsinn des ewigen Lebens

Philosophie-Professor Dr. Peter Strasser von der Karl-Franzens-Universität Graz, der selbst nicht anwesend sein konnte, dessen Vortrag über das Ewige im Vergänglichen jedoch vorgelesen wurde, behandelte das Thema "Vom Unsinn des ewigen Lebens". Darin fragt er, ob und wie man sich in der heutigen Zeit noch ein persönliches Fortleben vorstellen kann und welchen Sinn dem gegenüber ein unpersönliches Fortexistieren hat. "Falls wir […] postmortal als Teil der Weltseele oder des Weltgeistes weiterexistieren sollten, würden wir dies als entpersönlichte Wesen tun, die keinerlei Erinnerung mehr an ihre irdische Existenz und ihren Bestand in der Zeit hätten", ist Professor Strasser der Ansicht. "Wenn wir nicht einmal zu sagen imstande sind, worauf sich die Hoffnung auf ein ewiges Leben nach dem Tod beziehen könnte, weil wir gar nicht wissen, wovon wir reden, wenn wir ein solches Leben ins Auge zu fassen versuchen – dann ist unsere ganze Existenz ohne Bedeutung inmitten eines bedeutungslosen Universums."

Professor Strasser kommt zu dem Schluss, dass es die Hoffnung auf ein die menschliche Personalität bewahrendes, ewiges Leben ist, die den Menschen nicht verzweifeln lässt. "Indem man sich in Gott absolut geborgen fühle, erübrige sich jede weitere Frage danach, wie es unter der Bedingung des Ablebens möglich sei, an ein ewiges Leben danach – nach dem Exitus, nach dem Tod des Gehirns, nach dem Stillstand des Herzens, nach dem unumkehrbaren Ausfall aller Bewusstseinsfunktionen – zu glauben." Geborgenheit in Gott bedeutet dieser Auffassung zufolge ewiges Leben.

Unversöhnt in alle Ewigkeit?

Vieles, was in der Geschichte geschieht und Menschen auseinanderreißt, Beziehungen zerrüttet, kann in der Geschichte nicht immer geklärt, aufgearbeitet und geheilt werden. In seinem Vortrag "Unversöhnt in alle Ewigkeit?" versucht Professor Dr. Jan-Heiner Tück, Dogmatiker an der Universität Wien, die Frage zu beantworten, ob der Einzelne mit Gott ins Reine kommen kann, ohne dass das Verhältnis zu anderen, an denen er schuldig geworden ist, aufgearbeitet werden muss. Diesen Versuch unternimmt Professor Tück anhand von Hartmut Langes Novelle "Das Konzert als eschatologische Provokation". "Wenn die Opfer sehen, dass die Täter mit der Wahrheit ihrer Vergangenheit schonungslos konfrontiert werden, wenn sie sehen, dass die Täter nicht mehr ausweichen können vor dem, was sie begangen haben, sondern vom sie einholenden Schmerz der Wahrheit überwältigt werden und zu Umkehr und Reue finden, wie Hartmut Lange das in seiner Erzählung imaginiert", so Professor Tück, "dann können sie – immer im Modus der Hoffnung gesprochen – in die messianische Haltung des aufgeweckten Gekreuzigten eintreten und ihre Feinde als vergebungsbedürftige Mitmenschen ansehen."

Andere Referenten befassten sich mit folgenden Themen: "Das irdische Leben – der Anfang des ewigen Lebens"; „Der Tod – Signal für das Leben davor und danach"; "Ist die Hölle menschenmöglich?"; "Die Auferstehung der Toten. Synoptische und johanneische Reflexe der Eschatologie Jesu" und "Die Hoffnung auf das Jenseits als motivierende Kraft für das Handeln heute". Allen Vorträgen war gemeinsam, dass die Auferstehungsperspektive den Menschen nicht erst in jener endgültigen Zukunft, die nach dem Tod anbricht prägt, sondern ihm vielmehr hier und jetzt, vor dem Tod, Orientierung und Ermutigung für die gelingende Gestaltung des Lebens gibt. Getröstetes und zuversichtliches Wirken in dieser Welt und weltüberwindende Hoffnung auf Vollendung in Gott sind keine Konkurrenten, sondern zwei Seiten der einen Wirklichkeit, dass die Verbundenheit mit Gott über den Tod hinaus trägt.

Alle Beiträge des Symposiums werden in der Reihe „Theologie im Dialog“ im Herder-Verlag im nächsten Jahr erscheinen.

(Quelle: PTHV gGmbH)