Bürger der Stadt feiern ihren Walter Kasper herzlich und freudig
WANGEN - Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung hat am Sonntag Kardinal Walter Kasper sein Goldenes Priesterjubiläum gefeiert. Der Festtag begann mit einem würdevollen Gottesdienst in St. Martin. Danach nahm der 73-Jährige auf dem Marktplatz die Glückwünsche der Bürger entgegen, bevor es zum offiziellen Empfang der Stadt ins Rathaus ging.
Von Vera Stiller
Als mit dem großen Halleluja von Georg Friedrich Händel der Gottesdienst seinen großartigen Abschluss erlangte, da hatten die Gäste in der voll besetzten St. Martinskirche einen ebenso würdevollen wie menschlich warmen
Gottesdienst miterlebt. Klang doch aus allem Gesagten, Gesungenen oder Musizierten die Hochachtung für und die Freude über einen Mann heraus, der trotz seiner weltumspannenden Kirchenkarriere immer wieder gerne in seine Heimatgemeinde zurückgekehrt.
Berufung zum Dienst
Bereits kurz nach acht Uhr waren die ersten Besucher ins Gotteshaus gekommen, um sich einen schönen Platz im Mittelschiff der mit Blumen und Kränzen reich geschmückten Kirche reservieren zu können. Schließlich wollte man möglichst nah den Einzug der 40 Ministranten und 20 Priester und Würdenträger miterleben und einen guten Blick auf die Geschehnisse im Altarraum haben. Wer keine Sitzgelegenheit mehr bekam, der begnügte sich mit einem Stehplatz oder ging hinüber ins Gemeindehaus, wohin die Heilige Messe übertragen wurde. Stolz und glücklich zeigte sich Dekan Wilhelm Wahl über die große Anzahl von Prominenz aus Kirche, Staat und Gesellschaft.
Allen voran Kardinal Karl Lehmann, dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, und Erzbischof Alfons Nossol aus Oppeln, den Wahl einen „Brückenbauer zwischen Deutschland und Polen“ nannte. Lehmann sagte in
seiner Festpredigt, Walter Kaspar sei wegen seiner theologisch-wissenschaftlichen wie pädagogischen Arbeiten und insbesondere wegen seines Ringens um die Einheit der Christen ein hoch geschätzter Mann, aber dabei stets Priester geblieben. Kaspar habe, so der Redner, alle verliehenen Ämter und Würden stets als „Berufung zum Dienst“ und zum Verkünden der Frohen Botschaft Jesu Christi verstanden. Seine theologischen Einsichten habe er nicht nur an Experten, sondern an alle Interessierten weitergegeben und somit ein „christliches Zeugnis in der
Welt von heute“ abgelegt. „Walter Kasper hat die Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil durch Höhen und Tiefen begleitet“, sagte Lehmann und setzte hinzu: „Wir sind dem Jubilar von Herzen dankbar für seinen Weg als Priester und wünschen ihm und uns, dass er seinen wichtigen Dienst der Versöhnung noch lange fortsetzen kann.“
Dekan Wilhelm Wahl verlas gegen Ende des Gottesdienstes die persönlichen Glückwünsche von Papst Benedikt XVI. an Kardinal Kasper und berichtete von dem Apostolischen Segen an alle Wangener Bürger. Nachdem die letzten Töne der „Missa Sancti Nicolai“ von Joseph Haydn verklungen waren (die Chöre von St. Martin und aus dem österreichischen Seitenstetten, Mitglieder der Jugendmusikschule sowie Gesangssolisten unter der Leitung von Georg Enderwitz hatten sie aufgeführt), kam der Geehrte selbst zu Wort.
Zuhause ist ein Priesterseminar
Kardinal Walter Kasper erinnerte an sein Elternhaus in Wangen, das für ihn das „eigentliche Priesterseminar“ gewesen sei und an den Tag seiner Primiz am Ostermontag 1957, an dem sich das Wetter ebenso leuchtend gezeigt habe. Kasper dankte allein für das Vorbereiten, Mittun und Mitfeiern, um abschließend festzustellen: „Es geht weiter, aber nur mit Gottes Segen und damit, dass er es gut mit uns meint!“
Was sich anschließend auf dem Marktplatz abspielte, kam schon einem Volksfest gleich. Geleitet von der Bürgerwehr Niederwangen sowie der Wangener Feuerwehr zog der Kardinal auf den dicht von Menschen gesäumten Rathausplatz, wo ihm die Stadtkapelle aufspielte und die Niederwangener
ihm ein dreifaches Salut schossen. Gerne nahm sich Kasper Zeit, um die Glückwünsche der Wangener
entgegenzunehmen. Darunter auch die siebenjährige Marisa Ullmayer, die„den Mann in der roten Mütze“ schon einmal im Fernsehen gesehen hatte und nun stolz ein vom Heiligen Vater gesegneten Rosenkranz nach Hause trug.